Landschaft Rolandsbogen

Landschaft Rolandsbogen
Landschaft am Rolandsbogen mit Blick auf den Drachenfels (c) Eva Wal

erster Tag

Dienstag, 23. November 2010

  Dreizehn Jugendliche, elf Mädchen und zwei Jungs im Alter von dreizehn bis fünfzehn Jahren, sind für eine Woche vom Unterricht am Amos-Comenius-Gymnasium freigestellt worden, um am Projekt Zeitreise im Arp Museum teilzunehmen. Im Foyer des Neubaus von Richard Meier hat man Tische und Stühle für uns aufgebaut. Außerdem steht der Werkraum der Museumspädagogik zur Verfügung. Die Aufsichten sind freundlich, die Aussichten gut: Von hier oben hat man einen grandiosen Blick über den Rhein, der in sanftem Bogen südwärts zwischen bewaldeten Hügeln verschwindet.
 Doch worum geht es hier?
 Es soll geschrieben und gefilmt werden, es geht um Geschichte und Kunst, alles zusammen irgendwie…Einer hat das Konzept richtig gelesen und weiß, was es mit der Zeitreise auf sich hat: Man soll sich in eine Person, die mit diesem Ort künstlerisch verbunden war, hineinversetzen und aus der Vergangenheit in das Hier und Jetzt reisen - oder umgekehrt vom Heute ins Gestern. Das soll Thema einer Geschichte sein, die geschrieben und dann inszeniert, gefilmt und vertont werden soll.

 Wir machen einen Rundgang durch die neu eröffnete Ausstellung zu Hans Arp mit dem Titel: „Traumanatomie“. Die Begriffe „Dada“ und „konkrete Kunst“ sind den meisten neu.
Im „Cabaret Voltair“, Keimzelle der Dada-Bewegung in Zürich 1916, also während des ersten Weltkriegs, sieht man eine lebensgroße Fotografie des Künstler Hugo Ball in seinem Kostüm als „predigende Archipenko-Puppe“, wie er sich selbst nannte, und hört seinen Vortrag des Dada-Gedichts „Karawane“ im O-Ton.

 Nach der Mittagspause führt der nächste Rundgang durch den Bahnhof Rolandseck, seit seiner Eröffnung 1858 durch eine bewegte Geschichte hindurch bis heute ein Ort für Musik, Literatur und Kunst – sogar die Toiletten im südlichen Anbau des Bahnhofs wurden 1972 vom Künstler Stephen McKenna ausgemalt.
 Die erste Schreibaufgabe lautet nun:
„Ich stelle vor“: Suche dir etwas im, am oder um das Arp Museum und den Bahnhof Rolandseck herum aus, das du in einem Text vorstellst.
Die Textform ist frei, die Länge ist nicht vorgegeben.

 Die Jugendlichen haben genug Zeit, auf der Suche nach einem Protagonisten für ihren Text durch das Museum zu streifen. Dort sind noch zwei weitere Ausstellungen zu entdecken: „Weißt Du, schwarzt Du?“ von Daniel Spoerri mit seinen Sammlungen von Totenköpfen, Fetischhüten und seinen großen Bronzeplastiken, von denen eine draußen im Regen auf dem Balkon Einrad fährt, und die Ausstellung „superfranzösisch“ mit Werken aus der Kunstkammer Rau.

 Wen was inspiriert, berührt oder gepackt hat, erfährt man in den Texten. Sie sind unter dem entsprechenden Reiter im Text-Archiv in der rechten Menüleiste dieses Blogs gepostet.


 Nach der ersten Vorleserunde werden die kunsthistorischen Begriffe „Dada“ (Auflehnung gegen Krieg, Tradition, Spießigkeit und akademisches Kunstverständnis) und „konkrete Kunst“ (unabhängiges Bilden statt Nachahmen und Abbilden - der Intuition träumend trauen und den Gesetzen des Zufalls folgen) zu künstlerischer Aktion: In einem Schreibspiel, das dem surrealistischen Spiel „cadavre exquise“ von André Breton und Hans Arps „Arpaden“ oder „Wolkenpumpen“ ähnlich ist, beschreiben und zerreißen wir Papier und bilden mit einer handvoll Wortschnipsel grafische Text-Kompositionen, die dann in mehrstimmige Stimmperformances umgesetzt werden.
























Genug Dada
für heute.









Text und Fotos: Eva Wal